Ich gehe weltwärts!


1. Blogpost: Die letzten Wochen in Deutschland


Witzenhausen, der 29.08.2018

Herzlich Willkommen auf meinem Blog über mein Jahr in Sambia. Nun sind es nur noch wenige Tage bis zu meiner Abreise und meine Vorfreude steigt gefühlt von Sekunde zu Sekunde. Aber trotzdem ist die Zeit so kurz vor der Abreise doch sehr stressig: Konten einrichten, die letzten Impfungen "sammeln", Blog einrichten, Spendenquittungen auf den Weg bringen, Unterlagen fürs Visum zusammenstellen, und und und... Was auch schwer fällt, ist die Vorstellung, dass eigentlich alles, was man macht, das letzte Mal für ein Jahr lang sein kann (letztes Fußballtraining, letzte Bandprobe, letzter Feuerwehrdienstabend…). Aber dafür wartet so viel Neues und Aufregendes auf mich.

Nach dem Vorbereitungsseminar im Juli, auf dem ich unter anderem meine zukünftigen Mitbewohner und Mitfreiwilligen des ASC Göttingen kennengelernt habe, hatte ich richtig Lust schon direkt loszulegen, aber ich musste mich noch ein wenig gedulden. Jetzt ist es aber so weit: Am Montagmorgen geht der Flieger ab Frankfurt mit Zwischenstopp in Katar und Johannesburg nach Livingstone, wo eines der spannendsten Jahre meines Lebens auf mich wartet. Dort geht’s dann direkt los mit der Arbeit in den Einsatzstellen, da die Schule im September wieder beginnt. Nach zwei Wochen reisen wir dann gemeinsam mit unserer Betreuerin vor Ort in die Hauptstadt nach Lusaka, um dort unser „temporary permit“ zu beantragen und an einem Einführungsseminar gemeinsam mit den 'Brot für die Welt'-Freiwilligen teilzunehmen. Spätestens dann versuche ich mich wieder zu melden, wenn es das Internet zulässt.

 

2. Blogpost:  Leben am Limit - für einige sicherlich ...


Livingstone, 8.September 2018

 

Eigentlich wollte ich mich ja erst nach unserer Fahrt in die Hauptstadt Lusaka melden, aber nun ist doch schon so Vieles passiert, was ich Euch nicht vorenthalten möchte.

 

Es geht los mit dem Flug, der eigentlich am Dienstag, den 4. September um die Mittagszeit in Livingstone landen sollte, das aber ohne uns tat. Warum? Weil der Flug von Katar mit Verspätung in Johannesburg ankam und dieser Flughafen echt verdammt groß ist. Ende der Geschichte ist, dass wir nach einem gefühlt fünf Kilometer langem Hindernislauf mit Rucksack und Laptop an dem Gate ankamen, an dem eine freundlich lächelnde Dame uns informierte, dass der Flug weg ist und der nächste wohl auch erst 24h später startet. In den anschließenden fünf Stunden, die wir auf dem Boden liegend, halb schlafend, halb wach vor dem QatarAirways Ticket-Schalter verbrachten, haben wir das erste Mal die afrikanische Gemütlichkeit der Mitarbeiter kennen gelernt. Auf jeden Fall hat es dann nach einer gefühlten Ewigkeit geklappt, dass wir auf den Flug am nächsten Morgen umgebucht und über die Nacht in einem Hotel (4 Sterne Business Hotel) eingebucht wurden. Unser Gepäck wurde zum Glück nicht nach Livingstone geschickt, sodass wir es abholen konnten und ein paar frische Klamotten hatten. Dieser ungeplante Zwischenstopp im Hotel in Johannesburg erwies sich im Nachhinein sogar eher als ein Segen: Wir konnten eine Nacht in sehr gemütlichen Betten schlafen und so den Schlafrückstand der vorherigen Flugzeugnacht ausgleichen. Wir hatten die Chance, das erste Mal authentisch afrikanisches Abendessen und Frühstück zu genießen und konnten uns abends im hoteleigenen Fitnessstudio sportlich betätigen. Am nächsten Morgen waren wir dann überpünktlich am Flughafen, sind um 1 Uhr mittags pünktlich in Livingstone gelandet und wurden von unserer Projektkoordinatorin Nina freundlich in Empfang genommen.

 

Von da an ging das durch den verpassten Flug zusammengestauchte Programm los, was dementsprechend anstrengend war. Das Ziel war es, innerhalb von zwei Tagen alle sechs Projekte, in denen wir als Freiwillige arbeiten werden, zu besuchen und uns vorzustellen. Zusätzlich haben wir an beiden Tagen an einer "Tag Rugby Coaching Clinic" teilgenommen. Dort haben uns die Experten erklärt, wie das Spiel überhaupt geht und mit welchen Trainingsmethoden wir dann in der Schule am besten arbeiten können.

Auch die beiden Schulen, in denen Paula und ich eingesetzt werden, haben wir besucht und uns einen ersten Eindruck verschafft. Es sind sehr unterschiedliche Schulen. Die Acacia-International School ist eine private Schule, die sehr strukturiert und organisiert geführt wird. Dementsprechend gibt es regelmäßigen Sport- und Schwimmunterricht mit einem sehr engagierten und netten Sportlehrer, der uns auch gleich zum Fifa spielen zu sich nach Hause eingeladen hat. Die Nekacheya School ist staatlich organisiert und lange nicht so gut ausgestattet. Es gibt keine Sportlehrer und ohne uns würde der Sportunterricht nur theoretisch vonstatten gehen. Wir haben die Möglichkeit, auf einer Art Sportplatz in der Nachbarschule den Sportunterricht zu machen. Der Klassenlehrer wird jeweils als zusätzliche Betreuungsperson anwesend sein wird, da es uns gesetzlich nicht erlaubt ist, alleine den Unterricht zu machen. Die beiden Schulen sind also sehr unterschiedlich, aber ich kann es kaum erwarten, mich in beiden Schulen zu engagieren, sobald wir von dem Lusaka-Trip zurück sind.

 

Zum Abschluss noch eine kurze Erklärung unserer Wohnverhältnisse. Es ist ein sehr großes Haus von der Fläche her, das sehr, sehr spärlich eingerichtet ist. In jedem Schlafzimmer gibt es ein Bett mit Moskito-Netz und ein paar Kartons als Nachttisch und Ablagefläche. Die Küche und alle drei Bäder waren in hygienisch nicht einwandfreien Zustand (um es mal diplomatisch auszudrücken ...), sodass wir die freie Zeit für Putzeinsätze genutzt und so langsam das Haus auf Vordermann gebracht haben. Insgesamt wird das aber wohl ein längerer Prozess. Wir haben auf jeden Fall viele Pläne, sowohl den Garten als auch das Haus zu verschönern. Zurzeit haben wir um unser Haus tags und nachts ein Security-Guard sitzen, da zum Ende der Zeit unserer Vorfreiwilligen zweimal eingebrochen wurde. Es wird jetzt vor dem Haus eine Mauer gebaut und bis die fertig ist, werden wir bewacht. Das Gefühl, dass hier schon zweimal eingebrochen wurde (einmal davon wurden unsere Vorgänger sogar mit Schusswaffen bedroht), ist auf jeden Fall kein Gutes. Deshalb könnte es sein, dass wir innerhalb des Jahres in eine gesicherte Community umziehen. Mal sehen, ob das was wird…

 

Das soll es für heute gewesen sein. Morgen geht es auf eine 8-stündige Busfahrt nach Lusaka, um uns dort in der deutschen Botschaft vorzustellen, das dauerhafte Visum zu beantragen und an einem Vorbereitungs-Seminar teilzunehmen. Das trubelige Programm geht also weiter :)

 

3. Blogpost: Lusaka-Trip


Livingstone, 15. September 2018

Am Sonntag ging unser Trip los mit dem Bus in die Hauptstadt Lusaka. Geplant waren acht Stunden für die ca. 400km und nach neun Stunden kamen wir dann auch endlich an. Es waren sehr enge und heiße neun Stunden, was auf den Bus zurückzuführen ist, in dem, wo in normalen Bussen 50 Personen sitzen können, durch einen fünften Sitzplatz pro Reihe ganze 80 Leute in dem Bus „Platz nehmen“ konnten. Dazu kommt noch, dass es keine Klimaanlage gibt, sondern der Bus durch ein paar offene Fenster mit staubiger Straßenluft gelüftet wird. Wie schon erwähnt, fiel unser Reisetag auf einen Sonntag und die sambische Bevölkerung ist sehr christlich geprägt, weshalb ein Prediger mit im Bus war, der über eine sehr hallende (man konnte dadurch nicht so wirklich was verstehen) Musikbox eine Stunde lang predigte. Eine interessante, aber in diesem Moment eher etwas nervige Erfahrung. Abends angekommen, sind wir in unsere Unterkunft der nächsten Woche gefahren, die Gossner Mission. Dort haben wir die weltwärts-Freiwilligen von Brot für die Welt, dem evangelisch-lutherischen Missionswerk (ELM) und der Arbeitsgemeinschaft pfingstlich-christlicher Mission (APCM) getroffen, die das Seminar zusammen mit uns hatten. Auf jeden Fall eine nette Truppe!

 

Am ersten Abend wurde gegrillt, was uns nach neuen Stunden Busfahrt und fast einer Woche vegetarischer Ernährung sehr gelegen kam. Auch die ganze Woche über wurden wir super lecker bekocht und mit dauerhaft fließendem, warmen Wasser und gemütlichen Betten haben wir uns wie in einem Luxushotel gefühlt. In den nächsten Tagen haben wir dann viel über Sicherheit, Gesundheit (HIV/Aids) und die interkulturellen Besonderheiten gelernt. Letzteres war eine Einheit bei einer Sambierin, die uns viel über die sambischen Traditionen und Verhaltensregeln aufgeklärt hat. Das kam sehr authentisch rüber. Anschließend gab es eine interessante Tour durchs National Museum in Lusaka durch die Stadt.

 

Ein weiterer Programmpunkt war ein Besuch in der Deutschen Botschaft und hatten dort die Chance mit dem Botschaftler über dessen Tätigkeiten und die aktuelle politische Lage zu reden. Zum Abschluss der Woche haben wir traditionell sambisch gekocht: Nshima (Maisbrei), Caterpillars (Raupen), Karpenta (Silberfische), Impwa (Mini-Auberginen), Fisashi (Kraut der Süßkartoffel mit Erdnuss), Rape (ähnlich wie Spinat) und red beans. Das Essen ohne Besteck ist etwas gewöhnungsbedürftig, aber auf jeden Fall eine interessante Erfahrung.

 

Am nächsten Morgen (nach kurzer Nacht, viel geschlafen haben wir nicht) ging es um halb sechs morgens mit dem Bus vorbei an Bananenplantagen, Lehmhütten, Kühen, Ziegen, Buschfeuern, umgekippten LKWs und trubeligen Städten zurück Richtung Heimat. Wieder sehr heiß und staubig, aber das kannten wir dann nun ja schon. Zu Hause angekommen, sind die beiden unserer Livingstone-Truppe, die in einem kleinen Dorf außerhalb wohnen, ausgezogen. Dadurch wirkt das ganze Haus sehr viel leerer. Auch an der Sicherheitssituation hat sich bei uns was geändert. Unsere Security-Guards wurden von ihrer Firma seit drei Monaten nicht mehr bezahlt und haben deswegen ihre Arbeit niedergelegt. Allerdings haben wir während des Seminars gelernt, dass viele Afrikaner an die Witchcraft (Hexerei) glauben und somit vor Katzen extreme Angst haben. Als wir aus Lusaka zurückkamen, haben wir in unserem Garten zwei Katzen (eine davon schwarz, die besonders gefürchtet sind) entdeckt. Die Sicherheit ist also gegeben, solange wir die Katzen füttern ;-)

 

Nachdem wir nun so gut vorbereitet sind kann am Montag die Arbeit in unseren Projektschulen und damit unser Freiwilligen Jahr so richtig beginnen.

4. Blogpost: Erste Schulwoche und Ausflug zu den Victoria Wasserfällen

Livingstone, 25. September 2018

 

Die erste Schulwoche ist vorbei und ich finde es wirklich sehr schwer, alle Eindrücke und Erlebnisse aus dieser eigentlich kurzen Zeit aufzuschreiben, weil es einfach so viel ist: Generell das Leben in Afrika, die vielen Leute, die man trifft, die Schüler (die alle erwarten, dass man ihren Namen noch kennt), der Sportunterricht, Wäsche waschen ohne fließendes Wasser…. Ich versuche, euch aber trotzdem das Wichtigste der letzten Woche mitzuteilen.

 

Wie erwartet, sind die beiden Schulen wirklich sehr unterschiedlich. Sowohl der normale Schulalltag als auch der Sportunterricht, der uns am meisten betrifft. Paula und ich sind jeweils am Montag, Mittwoch und Donnerstag am Vormittag an der Nekacheya School und den Rest der Zeit an der Acacia School. An der Acacia School läuft der Sportunterricht sehr geregelt ab: Wir sind nie alleine mit den Kindern, sondern Coach Lovemore ist immer mit dabei, es gibt umfangreiches Equipment für Tag Rugby, Cricket und fürs Schwimmen und die Kinder sind regelmäßigen Sportunterricht gewöhnt. Diese Woche Mittwoch findet in Simbabwe ein Cricket-Turnier statt, weshalb der Sportunterricht der letzten Woche für die Vorbereitung genutzt wurde. Ich selber habe Cricket am Dienstag das erste Mal kennengelernt und muss sagen, dass es definitiv nicht mein Lieblingssport wird. Am Samstag war nämlich Family-Day in der Schule mit einem Cricket-Match, indem die Schüler gegen die Eltern gespielt haben und ich wurde spontan für das Team der Eltern aufgestellt. Das gesamte Spiel hat sich ewig hingezogen und am Ende hatte ich vielleicht drei Ballkontakte. Das war also eher langweilig, aber es war trotzdem ganz interessant zu sehen, wie engagiert die Väter waren, ihren Kindern zu zeigen, wie es richtig geht. In den Swimmingpool konnten wir die ganze letzte Woche leider nicht, da er verschmutzt war und die ganze Woche behandelt wurde. Diese Woche allerdings ist er wieder klar und die Vorbereitungen auf einen Wettkampf im Oktober geht los.

 

An der Nekacheya School gibt es keinen richtigen Sportlehrer. Das bedeutet, dass die Klasse während der PE-Class (physical education = Sportunterricht) von ihrem Klassenlehrer begleitet wird, der dann am Rand sitzt und zuguckt. Uns selber ist bei unserem Ausbildungsstand offiziell noch nicht erlaubt, eine Klasse alleine zu betreuen und zu unterrichten. Bisher haben wir hauptsächlich mit den älteren Klassen (Grade 4-7) Brennball gespielt, was den Kindern auch echt Spaß macht. Mit den kleineren spielen wir eher Fang- und Laufspiele wie „wer hat Angst vorm schwarzen Mann“ (natürlich nennen wir das nicht so) oder „stuck in the mutt“. In den nächsten Wochen wollen wir Tag Rugby einführen um am einen Tournament teilzunehmen, was die Acacia School ausrichtet. Mal sehen ob das klappt, es wird mit den älteren Klassen auf jeden Fall einfacher als mit kleineren.

 

Außerhalb der Schule haben Tom und ich uns im Fitnessstudio im Livingstone Golf Club angemeldet und gehen da – wenn es zeitlich passt – hin. Das klingt luxuriöser als es ist ;) Außerdem war ich am Freitag das erste Mal mit dem Lehrer, mit dem wir am häufigsten und am liebsten zusammenarbeiten, Herrn Lovemore beim Rugby Training. Dort wurde zu meinem Einstand erstmal ohne Tackling, also sanft und ohne Grobheiten, gespielt aber diese Woche geht es dann richtig los.

 

Die Stadt Livingstone lernen wir so langsam immer besser kennen. Ein häufiger Anlaufpunkt ist der Supermarkt Shoprite, indem wir unsere allgemeinen Einkäufe machen. Aber auch beim Maramba-Market waren wir häufig, da durch die vielen Scherben auf den Straßen unsere Fahrräder immer mal wieder kaputtgehen. Der Maramba Market ist der größte Markt in Livingstone, auf dem man wirklich alles bekommt, was man braucht: Von Fisch über Gemüse, Nudeln, Reis bis hin zu Kleidung, Besen und Chitenge (Afrikanische Allzweckwaffe, oder auch einfach nur ein Stofftuch). Und Fahrräder reparieren lassen geht dort auch gut.

 

Am Wochenende hatten wir die  ersten Gäste in unserem Haus. Zwei Jungs, die wir auf dem Einführungseminar in Lusaka kennengelernt haben, kamen zu uns zu Besuch. Am Sonntag sind wir dann relativ spontan mit Ninas Auto (danke dafür!) unser erstes Mal zu den Victoria-Falls bzw. Mosi-Oa-Tunya (das ist der eigentliche traditionelle Name) gefahren. Der Chef von einem der beiden hat uns mit in den Park genommen, sodass wir keinen Eintritt bezahlen mussten. Das war natürlich angenehm. Zur Zeit führen die Fälle wirklich sehr wenig Wasser (daher auch die Duschwasserknappheit). Hauptsächlich haben wir die Felsstrukturen bewundert, an denen das Wasser in und nach der Regenzeit hinuntersaust. Auf jeden Fall ein regionales Highlight, das von uns in jeder Jahreszeit mindestens einmal besucht werden wird. Auch interessant war es, die super luxuriösen Lodges direkt an den Fällen im Kontrast zu den armen Compounds (Slums) in der Stadt zusehen. Da merkt man einmal mehr wie ungleich das Geld verteilt ist... Wir sind trotzdem mal in eine Lodge reingegangen und haben auf einer Terrasse mit Ausblick auf Hippos und die Fälle eine Cola genossen. Auf dem Gelände der Lodge kann man auch Giraffen, Zebras und Antilopen aus nächster Nähe bestaunen. So sammeln wir im Laufe der Zeit immer mehr Tierarten, die wir zu Gesicht bekommen. Was noch fehlt sind ein Löwe und ein Gepard.

5. Blogpost: Tag der Deutschen Einheit in Lusaka

Livingstone, 07. Oktober 2018

So langsam sind wir alle in unserem WG-Alltag angekommen: Es ist klar aufgeteilt, wer an welchem Tag kocht, die Gerichte an sich werden immer kreativer (Tom als Schwabe hat sogar zweimal Spätzle geschabt, die wirklich gut waren), es gibt meistens einen großen Wochenendeinkauf, und nicht mehr Spontaneinkäufe jeden Tag, weil irgendetwas Kleines vergessen wurde.

 

Auch der Arbeitsalltag wird einfacher: Der letzte Stundenplan ist geschrieben, die Anfahrt zu den Schulen wird jeden Tag optimiert und die Schüler lernen wir immer besser kennen. Unser eigenes Sportprogramm in der Freizeit wird immer umfangreicher und intensiver: Paula hat eine Frauen-Mannschaft im Fußball gefunden, Tom hat seine täglichen Bolzplatzkumpels und ich bin noch immer unverletzt im Rugby-Training mit dabei. Mal sehen wie lange noch, beim „contact-training“ geht es ordentlich zur Sache. Aber eigentlich muss man sich nur angewöhnen richtig zu fallen, dann kann auch nicht viel passieren.

 

Am Mittwoch, den 3. Oktober wurden wir morgens um vier Uhr aus diesem gewohnten Trott geweckt, um den ersten Bus nach Lusaka zu nehmen. Die dort ansässige Deutsche Botschaft hat nämlich uns, und alle anderen in Sambia lebenden Auslandsdeutsche, zu den Feierlichkeiten des Tages der Deutschen Einheit eingeladen. Der Dresscode war „formal“, sodass sich die Mädels bei einer Schneiderin ein typisch afrikanisches Kleid aus Chitenge-Stoff anfertigen ließen und sich Tom hier in Livingstone auf die Suche nach einem Hemd machen musste.

 

Angekommen in Lusaka haben wir die anderen weltwärts-Freiwilligen von dem Seminar wiedergetroffen und sind mit denen gemeinsam zur Botschaft gefahren. Dort wurden wir auf einem roten Teppich vom Botschafter persönlich empfangen und in den Garten geführt, der mit Lichterketten geschmückt, mit Bier- und Essenszelten bestückt und sogar mit einer Bühne für Livemusik ausgestattet war. Es gab originales Erdinger Weißbier, Currywurst und Kassler so viel das Herz begehrte. Insgesamt war das ein echt schöner Abend mit vielen netten Gesprächen und viel Spaß, der leider viel zu früh zu Ende ging.

 

Paula und ich sind noch in Lusaka geblieben, da am Freitag in der American International School Lusaka eine Swimming-Gala stattfand, an der auch eine Delegation unserer Acacia-School teilnahm. Für diesen Wettkampf wurde schon in der ganzen Woche zuvor in vielen Extra-Trainingseinheiten geübt und die Anspannung hat man den Kindern angemerkt. Paula und ich wurden als Timekeeper eingesetzt, was bedeutete, dass wir über drei Stunden lang neben dem Pool in der direkten Sonne saßen und bei jedem einzelnen der 77 Rennen in den verschiedenen Altersklassen und Schwimmarten die Zeit nehmen mussten. Wir bekamen zum Glück ziemlich am Anfang Regen/Sonnenschirme, unter denen es ganz angenehm war. Unsere Schüler haben sich insgesamt gut geschlagen und konnten mit einigen ersten, zweiten und dritten Plätzen stolz den Rückweg antreten. Und wir als Coaches waren natürlich auch stolz auf sie! Am Samstag ging es dann wieder mit dem Bus zurück nach Hause in den WG- und ab Montag wieder in den Arbeitsalltag.

 

06. Blogpost – Ausflug zum Lake Kariba


 Livingstone, der 22.10.2018

 

Die letzte Woche war für mich und Paula sehr entspannt, da an der Acacia School Mid-term-break war und somit von uns kein Unterricht an dieser Schule erwartet wurde. Zumindest war die Woche entspannt geplant. Aber an der Nekacheya School mussten wir trotzdem arbeiten und hatten uns vorgenommen, dort noch zwei zusätzliche Trainingseinheiten in Tag Rugby zu geben, um das Team auf das kommende Turnier an der Acacia School vorzubereiten. Außerdem haben wir uns relativ spontan dazu entschieden, am Dienstag mit Tom und Luise zur Linda South Primary School zu fahren, um uns auch deren Projekt mal genauer anschauen zu können. Allein schon der Weg dorthin war ein Erlebnis, denn es geht mit dem Fahrrad quer durch den Compound (Slum), in dem alle Kinder einen grüßen und sich sehr über „Weiße“ freuen. In der Schule selber natürlich das gleiche, aber das kennen wir ja auch von unseren Schulen. An der Linda-Schule gibt es ein Zahnputzprojekt, in dem die Kinder der Vorschule und ersten Klasse alle gemeinsam die Zähne putzen. Eine sehr gute Sache finde ich :)

Der Sportunterricht an der Linda ist komplett anders als an unseren Schulen, da nur wenige Kinder vor der vierten Klasse Englisch können und somit hauptsächlich auf die schon bekannten Spielchen zurückgegriffen wird (Sheep sheep come home, Stuck in the mut, Mäh mäh (der Plumpssack geht rum), Landrover…). Die gesamte Arbeit an dieser Schule ist also eine große Challenge.

 

Am Donnerstag war Prayersday, an dem keine Schule stattfindet, da alle Gläubigen an diesem Tag fasten und gemeinsam beten. Da für Paula und mich der Freitag frei war, haben wir (Charlotte, Paula, Patrick und ich) beschlossen, an den etwa drei Stunden entfernten Kariba Lake zu fahren und dort Clara und Charlotte (Freiwillige von Brot für die Welt) zu besuchen, die in Sinazeze leben. Wir hatten auch die Chance, deren Projekt ein wenig kennenzulernen: Ein Jugendzentrum der Kaluli Developement Foundation (KDF), in dem die beiden eine Art Nachmittagsbetreuung durchführen und auch inhaltliche Einheiten zum Weltkindertag oder ähnliches machen. Zusammen sind wir dann in die Lake View Lodge direkt an den Kariba Stausee, der durch den Sambesi gefüllt wird, und haben dort zwei schöne Tage bei perfektem Wetter und wunderbarer Landschaft verbracht. In dem See ist das Schwimmen aufgrund der Krokodile und Hippos leider verboten, aber es gab einen Pool, an dem man sich sehr gut erfrischen konnte. Die beiden genannten Tiere haben wir leider trotz intensiver Suche nicht zu Gesicht bekommen. Aber als wir auf einer Sandbank ein paar Fußabdrücke von einem Krokodil entdeckten, waren wir schon ganz froh, dass sie uns nicht nachts im Zelt besucht haben!

 

Jetzt geht es wieder weiter mit einer vollen Arbeitswoche und der intensiven Vorbereitung auf das Tag-Rugby-Tournament. Am Mittwoch, den 24. Oktober ist der Unabhängigkeitstag Sambias, der hier groß gefeiert wird. Schon seit einigen Wochen fällt es auf, dass viele öffentliche Gebäude mit den Nationalfarben grün, orange, rot und schwarz geschmückt sind und viele Sambier im Trikot der Nationalmannschaft herumlaufen. Auch Tom und ich haben vor uns heute ein solches Trikot zuzulegen (die gibt es überall und billig zu kaufen). Wir möchten irgendwie ausdrücken, dass wir uns dazu gehörig fühlen.

 

 

07. Blogpost - Rugby, Rugby und nochmal Rugby


 Livingstone, der 03.12.2018

 

Nach einer ziemlich langen Zeit melde ich mich mal wieder aus Livingstone und es gibt sehr viel zu berichten! Ein Thema, mit dem man hier eigentlich jeden Smalltalk anfängt ist, das Wetter. Darum mache ich das einfach auch mal: In den ersten Novemberwochen wurde es unglaublich heiß (laut Wetterbericht bis zu 42 °C und gefühlt in der Sonne um einiges höher) und trocken. Diese Hitze legte nicht nur uns teilweise lahm, auch den Kindern war anzumerken, dass die Energie für den Sportunterricht fehlte. Auch nachts kühlte es dann häufig nicht mehr ab, sodass ich sehr froh bin einen Ventilator in meinem Zimmer zu haben, der das Schlafen bei den 24 Grad draußen wenigstens halbwegs möglich macht. In der letzten Woche gab es zwei heftige Gewitter, bei denen jeweils auch einiges an Regen runterkam, der für eine gewisse Abkühlung sorgte (Höchsttemperaturen um die 35 Grad). Während eines solchen Gewitters, das meistens um die Mittagszeit kommt, liegt die ganze Stadt still, weil alle Leute in den Gebäuden ausharren bis der Regen vorbei ist. Auf den Teerstraßen sammelt sich dann das Wasser in tiefen Pfützen, abschüssige Staubstraßen verwandeln sich in Schlammflüsse. Sobald der Regen aufgehört hat geht das Leben weiter, als wäre nichts gewesen und alle Kinder freuen sich, weil es abgekühlt hat. Solche Regenschauer wird es in Zukunft häufiger geben, da die Regenzeit jetzt anfängt.

 

Die Baustelle am Zaun unseres Hauses zieht sich ziemlich in die Länge, aber immerhin ist das Tor jetzt zu und somit das Haus gesichert. Allerdings kann man das Tor noch nicht aufschieben, sondern muss durch ein Törchen eintreten. Die Arbeiten am Tor wurden zweimal durch einen kaputten Außenwasserhahn (aus dem Wasser ohne Ende floss, ohne dass man ihn zudrehen konnte) und ein Wasserrohrbruch auf unserem Grundstück unterbrochen. Zum Glück ist Francis (derjenige, der das Tor und den Zaun baut) ein Allroundhandwerker, der auch diese Probleme schnell lösen konnte und wohl auch nächste Woche unser Dach ausbessert, das bei Regenschauern ein wenig leckt.

 

Nun aber zu dem, was die letzten Wochen eigentlich wichtig für uns war: Natürlich der Sport - und zwar in allen Dimensionen. Wir unterrichten/coachen an den Schulen, treiben selber Sport im Fitnessstudio und auf unserem zweiten Zuhause, dem Bharat sports ground. Dort findet dreimal die Woche Rugby Training mit den 'Livingstone Rhinos' statt - und wenn wir Zeit haben, wird dort auch jeden Tag ab 17 Uhr Fußball gespielt. Die dritte Dimension des Sports ist für uns das Gucken von Sportevents - entweder live auf dem Sportplatz, auf dem wir meist Fußballspiele von einheimischen Freunden angucken, oder abends Championsleage oder Länderspiele im Zambezi-Cafe, dessen Besitzer wir sehr gut vom Fußball auf dem Bharat kennen.
Die erste Dimension, das Coachen, steht natürlich im Vordergrund und läuft auch ziemlich gut. An der Nekacheya School habe ich ein 'Tag-Rugby'-Team aufgebaut, mit dem ich einmal die Woche trainiere. Wir haben schon an drei Turnieren teilgenommen, sind aber jeweils im Halbfinale gescheitert, meistens gegen das Team der Linda South Primary School, das von meinen Mitbewohnern Tom und Luise geführt wird. Da diese Schule in einem armen Compound liegt, sind die Sechstklässler gerne mal zwei Jahre älter und dementsprechend auch körperlich eindeutig überlegen. Die 'Tag-Rugby'-Saison in diesem Term wurde am Donnerstag durch ein großes Turnier des 'Tag Rugby Trust' abgeschlossen. Der 'Tag Rugby Trust' ist eine NGO aus Australien, die weltweit in über dreißig Ländern das Coaching von Tag Rugby finanziell und materiell unterstützt. Einige Freiwillige dieser NGO waren in der letzten Novemberwoche in Livingstone und haben geguckt wie alles läuft. Hauptsächlich haben sie aber an vielen Schulen (unter anderem an der Nekacheya und an der Linda South von Tom und Luise) mit Klasse vier und fünf drei Tage lang Trainingssessions im Tag Rugby gemacht und somit unsere Arbeit der letzten Wochen weitergeführt. Als Abschluss dieser Woche gab es dann am Donnerstag ein großes Turnier am Bharat an dem 16 Mannschaften teilgenommen haben. An diesem Tag hat mal wieder die Linda South dominiert und dementsprechend den Pokal mit nach Hause genommen.
Anders als der Name dieser NGO sagt, ist das eigentliche Ziel, Kinder weltweit an das richtige Rugby – also das mit 'contact' – heranzuführen. Dementsprechend gab es auch für uns Erwachsene jeden Abend eine Trainingseinheit mit den Freiwilligen aus Australien, die uns auf ein Spiel am Donnerstag vorbereiten sollten. Das Spiel war gegen die 'Linda Lions' aus Lusaka angesetzt, die ähnlich wie wir (die 'Livingstone Rhinos') noch ein „Developing Team“ sind. Es war mein erstes richtiges Spiel mit contact (im Training ist es meistens nur mit touch ohne tacklen) und dementsprechend war ich davor durchaus aufgeregt. Fazit zu dem Spiel: eindeutiger Sieg, keine Verletzung und durchgängig Adrenalin, obwohl man als Flügelspieler echt wenig Ballkontakte, aber auch weniger Körperkontakt zu Gegenspielern hat, was eher gut ist. Rugby ist definitiv ein geiler Sport, in dem Teamgeist und das Auftreten als eine Einheit eine große Rolle spielt. Wenn man auch die richtige Einstellung zu diesem Sport und der körperlichen Härte hat, was sich bei mir in den letzten Wochen gut entwickelt hat, macht es richtig Spaß. Ich bin also gewappnet für kommende Spiele. Paula hat leider diese ganze actionreiche Woche verpasst, da sie die erste - und hoffentlich auch die letzte! - aus unserer Gruppe ist, die Malaria bekam. Sie hat zum Glück die Symptome schnell erkannt und die richtige Medikation bekommen, sodass sie nach zwei/drei Tagen wieder fit war. Zwar gegen ihren Willen, aber auf Anweisung des Arztes und der Schulleiterin, blieb sie noch bis zum Ende der Woche Zuhause, um diese Woche wieder voll durchstarten zu können. 

 

Die letzte Woche war also von morgens bis abends voll mit Rugby. Davor die Woche war auch durchgehend Programm, da Ingo (Chef der 'weltwärts'-Abteilung des ASC Göttingen) uns besucht hat. Er wollte gerne einen Einblick in alle Projekte bekommen, Livingstone genauer kennenlernen, unser super gepflegtes Haus begutachten und generell möglichst viel Zeit mit uns verbringen, um sich ein gutes Bild von unserem Leben hier zu machen. Genau aus diesen Gründen war von Montag bis Freitag von acht bis zehn Uhr abends Programm. Und da unser Kraftport nicht ausfallen durfte, an einigen Tagen von sechs bis zehn Uhr… Dieser zeit- und kraftraubende Einsatz wurde allerdings auch belohnt durch einen Sundowner direkt an den Victoriafällen in der Royal Livingstone Lodge (teuerste und luxuriöseste Lodge der Gegend, aber für einen Sundowner gut geeignet), einem leckeren Abendessen beim Inder und natürlich auch - und das war das Wichtigste - durch sehr interessante Gespräche mit Ingo über uns, darüber nach welchen Kriterien wir ausgewählt und zusammengestellt wurden, und wie er unsere Arbeit im Projekt sieht. Insgesamt haben wir sehr viel Lob erfahren können und außerdem haben wir die Zusage für einen neuen Esstisch, ein neues Sofa und ein Ofen (für die Küche, nicht zum Heizen ;)) bekommen. Das hat uns sehr gefreut und der Herd war seitdem schon sehr häufig in Benutzung.

 

Ausblick für die nächsten Wochen? Generell eher schwierig zu machen, da echt viel sehr spontan entschieden und geplant wird. Aber sicher zu sagen ist, dass ab dem 7. Dezember Schulferien sind und wir wohl erstmal einige Tage Pause machen müssen; der Spruch „Schlafen kann man in Deutschland wieder“ wurde in den letzten Wochen doch ein wenig zu häufig in die Tat umgesetzt!
Aber Tom und ich planen ein Trainingslager für Schüler aller Schulen auf dem Bharat anzubieten und vielleicht auch einige Freundschaftsspiele durchzuführen. Das sollte hoffentlich klappen.

 

08. Blogpost - Urlaub auf Zanzibar


Livingstone, der 05.02.2019

 

Bevor ich anfange von meinen Erlebnissen der letzten beiden Monat zu berichten, möchte ich Euch allen ein frohes, neues Jahr wünschen und mich entschuldigen, dass ich euch so lange auf einen neuen Eintrag habe warten lassen. Ich hoffe, ihr hattet alle einen guten Jahreswechsel und könnt nun mit viel Energie in das neue Jahr starten. Mein Sprung in das Jahr 2019 war definitiv sehr gelungen, aber dazu weiter unten mehr.

Fangen wir also am Anfang an. Der letzte Schultag vor den Weihnachtsferien war ein großes Durcheinander - nicht aus organisatorischen Gründen, sondern weil alle Schüler mit Kartons, Plakaten, Tischen und Stühlen durch die Schule wuselten: Aufräumen war angesagt. Jeder Klassenraum wurde nämlich komplett kahl geräumt. Das bedeutet, alle Poster, Bilder, Buchstaben- und Rechentabellen und andere Kunstwerke wurden von den Wänden genommen und zusammen mit Büchern und Stiften in großen Kartons verpackt, die über die Ferien alle zusammen in einem Raum gelagert wurden, da in den anderen an der Dämmung des Dachs gearbeitet wurde. Auch für uns in der Sportabteilung bedeutete das Arbeit. Der Sportraum wurde ausgeräumt, durchgefegt, das Equipment auf Vollständigkeit geprüft und anschließend wieder ordentlich eingeräumt. Schon am Tag davor wurde in einer kleinen Feierlichkeit der Angestellten sowohl die Schulleiterin als auch die Lehrerin der ersten Klasse verabschiedet, die beide aus verschiedenen Gründen die Schule verlassen haben.

 

Nach wirklich sehr intensiven drei Monaten hatten wir uns vorgenommen, uns in den Weihnachtsferien erstmal ein paar Tage Ruhe zu gönnen. Aber wie man es sich schon hätte denken können, hat das nicht geklappt. Relativ spontan haben Tom und ich kurzerhand das Rugby-Team innerhalb einer Woche Training in eine Fußballmannschaft umgewandelt, um an einem uns als kleines 'Christmas Tournament' vorgestelltes Turnier teilzunehmen. Tatsächlich war es dann ein siebentägiges Fußballturnier, an dem in unserer Altersklasse Topteams aus Sambias 2. und 3. Liga teilgenommen haben! Dementsprechend hatten wir mit unserem Amateur-Rugby-Team keine Chance. Dafür haben wir durch dieses Turnier die 'African Time' sehr gut kennengelernt, da wir mehrere Male bis zu drei Stunden vergeblich am Treffpunkt warten durften, um dann letztendlich doch keine neuen Informationen zu bekommen. Auch haben wir gelernt, dass der afrikanische Fußball ohne System und nur mit langen Bällen Richtung gegnerisches Tor doch stärker ist, als er auf den ersten Blick aussieht. Vor allem Tom hat das sehr zu schaffen gemacht. Er hatte eigentlich den Plan ein Team aufzubauen, das mit einem vernünftigen System eine sehr gute Chance hat. Fazit der Geschichte ist allerdings, dass ein Rugby-Team nach einer Woche Fußballtraining noch immer ein Rugby-Team ist. Entsprechend schlecht haben wir auch in dem Turnier abgeschlossen... Mittlerweile haben Tom und ich diese Niederlage aber verkraftet und daraus gelernt, was wir in der Zukunft besser machen können.

 

Am Tag vor unserer Abreise Richtung Norden in den Urlaub nach Zanzibar gab es noch eine Weihnachtsfeier für die Kinder des Rhino-Rugby-Clubs. Es gab Essen und Trinken für jeden, was die Kinder, die zum größten Teil aus sehr ärmlichen Verhältnissen stammen, sehr glücklich gestimmt hat. Und dann wurde die Musik aufgedreht und los ging das Tanzen. Schon die kleinsten haben tänzerisch wesentlich mehr drauf, als ich es jemals haben werde, weshalb ich mich beim Tanzen immer eher ein bisschen zurückhalte. Alle Kinder hatten einen großen Spaß und sind müde aber glücklich nach Hause.

 

Und dann ging es los zu unserer ersten großen Reise. Früh morgens haben wir den ersten Bus nach Lusaka genommen – das war ja nichts Neues für uns. Nachdem wir den Weihnachtsabend zusammen mit den 'Brot für die Welt'-Freiwilligen verbracht haben - aufgrund der Hitze eigentlich komplett ohne Weihnachtsstimmung - kam der zweite Teil der Reise. In Kapiri Mposhi (3 Std. nördlich von Lusaka) sind wir in den 'Tazara' gestiegen. Das ist ein Zug, der von Sambia direkt nach Daressalam fährt. Geplante Reisezeit waren 48 Stunden, die auf der Hinfahrt mit 52 Stunden sogar fast eingehalten wurde. Wir hatten reservierte Plätze in der zweiten Klasse. Zweite Klasse bedeutet, dass man einen kleinen Raum mit sechs ausklappbaren Betten hat, die zwar nicht sehr gemütlich sind, aber doch ihren Zweck gut erfüllen. Auch leckeres Essen gab es an Bord: Nshima oder Reis mit Chicken, Breemfish (Brasse) oder Beef stew und zum Frühstück sogar Omelett. Klingt einfach, aber war echt sehr gut und meistens waren die drei Malzeiten am Tag die einzigen Programmpunkte neben Kartenspielen, lesen und natürlich aus dem Fenster schauen. Die Landschaft ändert sich gefühlt minütlich von trockener Steppe in Sambia, Landwirtschaft, Bananenplantagen und Regenwald in Tansania. Als wir durch den 'Mikumi National Park' fuhren, konnten wir sogar Giraffen, Impalas und Büffel erspähen. Am Abend sind wir dann in der Dunkelheit in der größten Stadt Tansanias angekommen, Daressalam. Direkt am nächsten Morgen ging es mit der Fähre anch Zanzibar, die Insel der Gewürze. Die ersten Tage verbrachten wir in Stone Town – der Altstadt von Zanzibar-Stadt und UNESCO-Welt-Kulturerbe. Wir übernachteten in einem wunderschönen Guesthouse, dass eher einem Kunstwerk, als einem Hotel glich: Die Duschen und Lampen waren aus Flaschen, Waschbecken aus alten Autoreifen und Stühle aus Schaufeln. Auch die Dachterrasse war durch viele Pflanzen und kreative und bunte Lichtinstalationen sehr schön gestaltet und unser Lieblingsort im ganzen Haus. Neben Bootstouren nach Prison Island, auf der man Riesenlandschildkröten bewundern konnte, und auf eine ausgelagerte Sandbank mit Traumstrand, haben wir auch die Stadt erkundet und einige Zeit am Strand verbracht.

Auch ein Highlight des gesamten Urlaubs war das Wiedersehen mit (fast) der gesamten RUTS-Truppe (Freiwillige aus Ruanda, Uganda, Tansania und Sambia) des ASC. Jeder hatte sehr viel zu erzählen und es war echt spannend zu hören, wie es komplett unterschiedlich, aber doch auch irgendwie gleich, es bei den anderen abläuft.

Zu Silvester sind wir alle zusammen auf die größte Silvesterparty der ganzen Insel. Direkt auf dem Strand, mit Tanzshows auf der Bühne und viel Musik. Das Feuerwerk fiel allerdings leider sehr klein aus. Am nächsten Tag war Quartierwechsel angesagt, es ging in den Norden Zanzibars, wo es reichlich Traumstrände gibt. Sie sind allerdings leider nur sehr schwierig zu erreichen oder sehr voll. Aber trotzdem war es echt schön und das Wetter hat auch gestimmt. Da Zanzibar in den Tropen liegt, herrscht Tagesklima. Entsprechend hat es fast jeden Morgen einmal kurz geregnet und den Rest des Tages war Sonnenschein angesagt. Auch im Norden waren wir zusammen mit der RUTS-Gruppe und hatten sehr viel Spaß dabei unsere jugendlichen Dummheiten am Strand zu treiben. Direkt vor Zanzibar liegt 'Mnemba Island', die angeblich Bill Gates gehören soll und von einem Korallenriff umgeben ist, zu dem Schnorcheltouren angeboten werden. Das haben wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Ein sehr zu empfehlender Tagesausflug, auf dem man sehr gut die Unterwasserwelt näher kennenlernen kann.

Nach elf erlebnisreichen Tagen auf der Insel sind wir wieder abgereist und wieder mit dem 'Tazara'-Zug nach Sambia gefahren. Da wir auf der Rückfahrt keinen Zwischenstopp in Lusaka eingeplant hatten und der Zug ein 'wenig' Verspätung hatte (15 Stunden), waren wir letztendlich vier komplette Tage unterwegs gewesen und kamen spät abends totmüde, aber beeindruckt von den vielen Erlebissen, wieder zu Hause an.

 

Inzwischen hat sich in Livingstone sehr viel geändert: Durch den vielen Regen ist unser Garten sehr grün geworden, die Straßen sind voller Sand und mit dem Fahrrad kann man sich tagsüber nicht mehr uneingeschränkt bewegen. Aber wirklich kälter ist es trotzdem nicht. Diese Woche sind über 36° C angesagt.

 

In den ersten Schulwochen ist schon wieder sehr viel passiert. Mr. Lovemore, der Sportcoach der Acacia School, verlässt Anfang Februar die Schule und auch das Land, da er von dem ASC Göttingen für das Süd-Nord-Programm angenommen wurde. Er wird ungefähr das Gleiche in Deutschland machen, was wir hier machen. Auch wenn alle sich darüber freuen, dass er eine solche Chance bekommt, er wird der Schule aber auch dem Rugby Club fehlen. Seine Träume aber werden verwirklicht, da er in Deutschland wohl in einer Rugby-Bundesligamannschaft spielen kann und als Freiwilliger in dem Verein kleinen Kindern den Sport näher bringen darf. Die letzten Wochen bis er uns verlässt sind schon vollgepackt mit Events. Direkt in der zweiten Schulwoche gab es einen 'Interhouse Crosscountry Run', in dem die zwei 'Häuser' der Schule gegeneinander angetreten sind. Unsere Aufgabe war es, dieses Event zu organisieren. Das heißt: Strecken mit unterschiedlichen Längen für die verschiedenen Altersgruppen ausfindig machen, die Strecken markieren, Tabellen für die Ergebnisse erstellen, Schüler den Altersgruppen und Häusern zuordnen… und alles mit der Schulleitung absprechen. Bei der Organisation hat uns auch der neue Sportcoach Mr. Brendan sehr gut geholfen. Er war eigentlich Lehrer der dritten Klasse und ist die letzten Wochen mit uns im Sportteam, um möglichst viel von Lovemore und auch uns zu lernen. Ich komme sehr gut mit ihm zurecht und freue mich auf die Zusammenarbeit.

Am 2. Februar waren wir zu einem Crosscountry-Lauf der 'Musikili' Schule in Mazabuka eingeladen. Insgesamt hat unser Team zufriedenstellend abgeschnitten und spätestens nachdem ich selber spontan an dem U19 3km Lauf teilgenommen habe, waren alle aus dem Team völlig aus dem Häuschen und haben mich lautstark unterstützt und sind anschließend glücklich wieder nach Hause gefahren.

Am nächsten Wochenende sind wir wieder mit der Schule unterwegs: Das Cricket Team fährt nach Vic Falls in Simbabwe, um dort an einem Turnier teilzunehmen. Außerdem ist für Mitte Februar ein Schwimmwettkampf bei uns an der Schule geplant, zu dem die 'Musikili'-Schule eingeladen wird.

 

An der 'Nekacheya School' hat sich nicht so viel geändert, außer dass alle eine Klasse höher und dementsprechend stolz sind. Auch an dieser Schule werden wir in diesem Term versuchen, uns auf Athletics zu konzentrieren, um an Turnieren mit anderen Schulen teilnehmen zu können.

 

09. Blogpost - Einbruch und Umzug


Livingstone, der 09.04.2019

 

Wie in der Vergangenheit schon häufiger, fange ich mal mit dem Smalltalkthema Nummer eins an: Das Wetter. Eigentlich sollte hier schon seit Dezember die Regenzeit herrschen, aber das tut sie nicht. Es hat sich zwar Anfang Januar so angedeutet, aber nur für eine ganz kurze Zeit und ohne ausgiebige Regenfälle. Mittlerweile fühlen wir uns schon seit zwei Monaten in die heiße Trockenzeit zurückversetzt, in der es jeden Tag bis zu 37 °C werden und an Regen gar nicht zu denken ist. Laut den Locals wird der Regen wohl auch nicht mehr kommen. Das war früher anders. Alles was uns bleibt, ist auf den „Winter“ zu warten, der ab April/ Mai anfangen soll. Für viele Menschen hier ist der Ausfall der Regenzeit eine Katastrophe, da das selbst angepflanzte Gemüse und der Mais im Garten nur schlecht wächst und somit ihre Lebensmittelversorgung gefährdet ist. Auch die großen Farmer machen sich Sorgen um Ernteausfälle.

Da der Stausee so wenig Wasser hat, wird der Strom rationiert und täglich mal für eine Stunde abgeschaltet. 

 

Weniger Regen hat für uns nur den Vorteil, dass wir weiterhin ohne Probleme mit dem Fahrrad mobil bleiben können. Meiner groben Berechnung nach sollte ich mittlerweile bei ca. 2000 Fahrradkilometern angekommen sein.

 

Nun aber zum eigentlichen Thema, nämlich dem Wandel unserer Lebenssituation. Vor vier Wochen kamen Paula und Luise mittags nach Hause und fanden die Haustür aufgebrochen, alle Zimmer durchwühlt und das Haus um drei Laptops, drei Musikboxen, Powerbanks, Festplatten und Toms Koffer ärmer vor. Der Schock war bei den Beiden erstmal groß. Die Polizei konnte auch nicht wirklich helfen, da der diensthabende Kommissar in Badelatschen und Jogginghose nicht wirklich motiviert war. Außer die gestohlenen Gegenstände und persönlichen Daten aufzuschreiben, passierte nichts. Nach unserer eigenen Detektivrecherche kamen die Einbrecher wohl über die Mauer vom Nachbargrundstück geklettert, welches leer steht und eher einem Urwald gleicht. Da auch schon zwei Wochen davor Luises Fahrrad von unserer Terrasse geklaut worden ist, als sie und Tom kurz zum Markt in der Nähe gehen wollten, fühlten wir uns nicht mehr richtig sicher in dem Haus. Auch Nina, unsere Projektkoordinatorin, vertrat die Meinung, dass wir umziehen müssten. Gesagt, getan: Drei Tage später hatten wir uns schon fünf mögliche Häuser angeguckt und wir waren uns relativ schnell einig, welches wir nehmen. Eine Woche später waren wir zum Umzug bereit - sehr viel mitzunehmen hatten wir ja nicht, denn viele Möbel gibt es in unserem Haus nicht. Jeder hat ein Bett, seinen Koffer und teilweise haben wir auch die aus Kartons selbstgebastelten Nachttische mitgenommen. Die Küche im neuen Haus war schon eingerichtet, sodass nur das Sofa und der Esstisch aus dem Wohnzimmer blieb. Ruckzuck war das alte Haus leer und genauso schnell das neue auch wieder eingeräumt. Innerhalb von vier Stunden sind wir mit dem gesamten Hausstand umgezogen. Das neue Haus ist Teil eines Vierhäuserkomplexes, der ordentlich eingezäunt ist und 24/7 von einem Sicherheitsguard bewacht wird, ist somit also sehr viel sicherer als unser altes Haus. Dafür ist es kleiner, sodass sich Paula und Luise ein Zimmer teilen. Einen Garten haben wir leider auch nicht mehr. Aber Sicherheit spielt in manchen Entscheidungen eben die größere Rolle. Außerdem ist das Haus deutlich wohnlicher eingerichtet und nicht mehr so groß und leer, da alles kompakter ist.

 

Februar und März waren gefüllt mit schulischen Events am Wochenende, was uns eigentlich dauerhaft auf Trab gehalten hat. Und wenn mal keine Schule war, dann verbringen wir unsere Freizeit beim Rugby. Durch die Young Leaders der Rhinos wurde Rugby an drei Schulen/Colleges in Livingstone erfolgreich eingeführt und alle zwei Wochen an einem Samstag findet nun ein Spiel gegen die Rhinos statt. Diese „Rugby League“ ist vor allem auch für Tom und mich eine gute Art und Weise, Spielpraxis zu sammeln und macht allen Beteiligten super Spaß.

 

Ende März fand das erste von uns sechs ASC-Freiwilligen organisierte Turnier statt. Es ging um Leichtathletik (Disziplinen sind Sprint, Werfen, Weitsprung und eine 4x200m Staffel) und war ähnlich wie die deutschen Bundesjugendspiele aufgebaut. So konnte jeder, der für das Schulteam ausgewählt wurde, auch an allen Disziplinen teilnehmen. Hier bei den lokalen Events ist es normalerweise so, dass die Schüler nur für einzelne Läufe oder Disziplinen eingetragen werden. Am Ende des Tages nach acht Stunden Sonne haben die Schüler dann letztendlich nur einen 100m Sprint absolviert und viel Zeit einfach nur mit Rumhängen verbracht. Die Deutsche Variante bedeutete allerdings auch sehr viel mehr Arbeit, da viele Punktetabellen ausgewertet werden mussten! Hat sich aber gelohnt, wir konnten im Nachhinein viele interessante Vergleiche anstellen, z.B. zwischen den Altersgruppen oder den Schulen.
Insgesamt war das Turnier ein voller Erfolg und macht uns Lust auf mehr.

 

Letzten Freitag haben die Osterferien an der Acacia School angefangen und diesen Freitag fangen auch die der Nekacheya School an. Diese Arbeitserleichterung hat Paula und mich dazu veranlasst, ein Ferienschwimmprogramm anzubieten. In fünf Tagen mit jeweils fünf Unterrichtsstunden ist unser Ziel, möglichst vielen Kindern aus Livingstone das Schwimmen beizubringen. Das klingt einfacher als es ist, weil - obwohl wir die Kinder in Altersgruppen eingeteilt haben - die Level und Fähigkeiten der Kinder so unterschiedlich sind, dass es schon eine Herausforderung ist, auf jeden einzeln einzugehen. Aber dieser Challenge werden wir uns in dieser Woche stellen.

 

Nächste Woche Mittwoch treten wir unseren zweiten Urlaub an, der uns in das Dreiländereck Ruanda, Tansania und Uganda führt. Innerhalb von wenigen Stunden Busfahrt sind dort nämlich alle anderen Freiwilligen des ASC zu erreichen, deren Projekte und Umfelder wir uns gerne angucken möchten. Zu diesem Urlaub wird dann nach unserer Rückkehr ein ausführlicher Bericht folgen!

 

So viel, wie wir hier erleben, arbeiten und Spaß haben, vergeht die Zeit wie im Fluge. Mittlerweile sind wir schon ein wenig über sieben Monate hier in Livingstone, was auf der anderen Seite auch bedeutet, dass wir nur noch fünf Monate übrighaben und die auch mit Fußball-, Netball- und Rugbyturnieren und weiteren Events voll ausnutzen wollen.

 

Euch allen wünsche ich Frohe Ostern!
Nach jetzigem Plan werden wir Ostern in Uganda verbringen, in
einem kleinen Dorf in der Nähe Kampalas.